Gärten machen einen erstaunlich großen Teil der Fläche in Deutschland aus. Sie haben daher ein enormes Potenzial zur Förderung der biologischen Vielfalt. Naturnah gestaltete Gärten sind besonders wertvoll. Doch wie gestaltet man einen naturnahen Garten? Umfangreiches Wissen bietet jetzt der kostenlose Kurs der NABU|naturgucker-Akademie.
Unsere Gärten und Grünanlagen sind unverzichtbare Lebensräume für viele Tierarten. Doch viele der Arten sind auch im Siedlungsraum inzwischen in Bedrängnis geraten und brauchen dringend Unterstützung. Egal, ob Igel, Fledermaus, Eichhörnchen, Kröte oder unsere Gartenvögel, immer mehr Wildtiere, die unsern Alltag im Siedlungsraum über lange Zeit begleitet haben, haben es inzwischen immer schwerer zu überleben. Wer ein paar grundsätzliche Tipps beachtet, kann ihnen aber einfach unter die Arme greifen und so dazu beitragen die Vielfalt um uns herum zu erhalten.
Mehr Igelrennbahnen
Für die meisten Wildtiere sind die grundlegenden Probleme schnell identifiziert: Es mangelt an geeignetem Wohnraum und Nahrung. Vielen Gartenbesitzenden ist gar nicht bewusst, dass unsere
Grundstücke für die Tiere nur noch schwer zu betreten und verlassen sind. Die zunehmende Bebauung und Versiegelung verhindert, dass sie problemlos zwischen den Grundstücken wechseln und so
genügend Futter und Partner finden. Hier kann man schon mit einfachen Mitteln Abhilfe schaffen. Dichte Grundstückseinfriedungen verhindern etwa, dass Igel von Grundstück zu Grundstück wandern
können. Hier reichen schon kleine mindestens 10 x 10 cm große Öffnungen in Toren oder Zäunen und Aufstiegshilfen bei Treppenstufen mit mehr als 18 cm Höhe, um Igeln (und auch Kröten) das Leben
deutlich zu erleichtern. Solche “Igelrennbahnen” ersparen den Stacheltieren kräftezehrende Umwege. Wer dann noch mit Ast- und Laubhaufen in ruhigen Ecken für sichere Rückzugsorte sorgt, hat den
Igeln schon enorm weitergeholfen.
Den Boden wieder atmen lassen
Große Teile unserer Grundstücke sind inzwischen versiegelt oder bebaut. Das erschwert den Bodenlebewesen und auch zum Beispiel dem Maulwurf das Vorankommen und Überleben. Prüfen Sie doch einmal,
ob auf Ihrem Grundstück nicht mehr Boden entsiegelt werden kann, und lassen Sie die Bodenlebewesen wieder durchatmen. Schottergärten mit Folien und Beton machen dem kleinen Buddler das Leben
zusätzlich schwer. Auch hier gibt es pflegeleichte und naturnahe Alternativen, wie z. B. Kiesgärten nach alpinem Vorbild oder Beete mit pflegeleichten Bodendeckern und heimischen Stauden, die für
reichlich Futter für Maulwurf, Igel, Gartenvögel und Co sorgen. Und nebenbei lohnt sich die Entsiegelung auch finanziell, denn versiegelte Böden werden mit einer höheren Abwassergebühr
angerechnet.
Tierische Nachbarn scheuen das Rampenlicht
Neben den Barrieren durch Zäune und versiegelten Flächen spielt auch unser nächtliches Kunstlicht eine enorme Rolle. Uns als tagaktiven Wesen erscheint Licht immer noch als etwas Harmloses, wenn
nicht sogar Notweniges. Aber unser nächtliches Kunstlicht ist ein riesiges Problem für die Tier- und Pflanzenwelt um uns herum. Und dabei geht es nicht nur um die nachtaktiven Tiere wie
Fledermäuse, Igel oder Nachtfalter. Selbst bei den tagaktiven Gartenvögeln lassen sich negative Effekt ähnlich einem Burnout nachweisen, da sie durch das Dauerlicht in ihren Ruhephase gestört
werden. Auch viele Bodenlebewesen und Mikroorganismen, die wichtig für die Gesundheit und Fruchtbarkeit unsere Böden sind, werden erheblich durch das Licht unserer bodennahen Gartenleuchten
gestört. Die Auswirkungen auf diese Tiere mögen im ersten Augenblick nicht so auffällig sein, wie tote Insekten an der Lampe. Aber auch hier verschwinden durch das abgestrahlte Licht zahllose
Tiere und mit ihnen ihre wichtigen Leistungen für ihr Ökosystem. Dabei ist der Großteil des Kunstlichts unnötig und lässt sich durch Alternativen wie Reflektoren ersetzen oder durch geeignete
Lampen und gut eingestellte Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder in seinen negativen Auswirkungen deutlich reduzieren.
Naturnah macht satt und sicher
Aufgeräumte Gärten mit englischem Rasen bieten weder Nahrung noch die nötigen Rückzugsorte für Tiere. Im naturnahen Garten mit einer vielfältigen Auswahl heimischer Pflanzenarten ist der Tisch
für alle reich gedeckt, ohne dass zugefüttert werden muss. Wichtig ist, dass wir auch hier nicht zu viel aufräumen und Samenstände und wilde Ecken stehen lassen, damit die Tiere sich bedienen
können. Auch das Laub sollte im Garten verbleiben, denn es dient vielen Tieren als Versteck oder Futterquelle. Hochstapler sind übrigens unter den tierischen Nachbarn gern gesehen, denn
Asthaufen, Benjeshecken, lockere Steinhaufen und Co. bieten wichtige Rückzugs- und Überwinterungsmöglichkeiten und sind aktuell leider meist Mangelware. Lockere Steinhaufen bieten Eidechsen,
Kröten und Mauswieseln perfekte Verstecke. Dichte Hecken und Totholz im Garten helfen unter anderem Igeln, Spitzmäusen und Eichhörnchen bei ihren Wanderungen sichere Zwischenstopps einzulegen und
sich so im Siedlungsraum auch bewegen zu können. Gleichzeitig sind sie sichere Häfen, in die sich Gartenvögel und ihr Nachwuchs vor Fressfeinden retten können. Bitte achten Sie auch auf einen
sicheren und leichten Zugang zu Wasser. Gerade in den immer häufiger werdenden Trockenphasen ist Wasser für die Tiere in unseren Gärten nur noch schwer zu erreichen. Stark wassergebundene Arten
wie Libellen und Amphibien leiden besonders unter den Trockenphasen und brauchen sichere Möglichkeiten für eine erfolgreiche Fortpflanzung. Mit flachen Einstiegen, kleinen Steinen oder Ästen als
Sicherung an Tränken und Teichen und guten Abdeckungen von Regentonnen mit steilen Wänden, können alle Tiere im Garten das Wasser sicher nutzen.
Im Mai nimmt die Brutsaison an Fahrt auf. Die ersten Vogelkinder sind schon unterwegs und bald werden noch weitere Jungvögel die schützenden Nester in Hecken oder Nistkasten verlassen. Den NABU erreichen im Frühjahr viele Anfragen von besorgten Tierfreund*innen, die scheinbar verlassene Jungvögel entdecken. Unser Rat lautet eigentlich immer: Erst beobachten, dann eingreifen. Die unerfahrenen und im Fliegen noch ungeübten Vogeljungen wirken auf den ersten Blick oft hilflos. Sie aufzunehmen, ist jedoch meist falsch verstandene Tierliebe. Lassen Sie die halbflüggen, befiederten Jungvögel, so genannte Ästlinge, erstmal sitzen. Sollte nach 20 Minuten kein Elternvogel auftauchen, liegt es vielleicht daran, dass wir zu dicht dran sind und sie sich nicht zu ihren Jungen trauen. Also lieber noch etwas Abstand nehmen und weiter abwarten. Tatsächliche Hilfe benötigen befiederte Jungvögel nur, wenn nach mehreren Stunden immer noch keine Altvögel in ihrer Nähe zu sehen sind.
Das herzzerreißende Rufen von scheinbar verlassenen Jungvögeln in Gärten und im Wald sind keine Hilfe- sondern Bettelrufe. So halten die Vogeljungen Kontakt zu ihren Eltern. Sie halten sich in der näheren Umgebung ihres verlassenen Nests auf und werden dort weiter von den Altvögeln gefüttert. Greift der Mensch in dieser sensiblen Phase ein, unterbricht er die Bindung zwischen Alt- und Jungvogel. Nur wenn Jungvögel an gefährlichen Orten wie Straßen und Gehwegen sitzen oder akut von Katzen bedroht sind, sollte man sie vorsichtig aufheben und ins nächste Gebüsch setzen. Anders als bei Rehkitzen nehmen Vogeleltern ihre Jungen wieder an, wenn diese von einem Menschen berührt wurden.
Wer helfend eingreifen will oder muss, sollte sich immer bewusst sein, dass Jungvögel Wildtiere sind, denen nur in einem Notfall geholfen werden darf. Ansonsten wäre dies ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz. Denn laut Bundesnaturschutzgesetz dürfen Jungvögel nur vorübergehend und nur dann aufgenommen werden, wenn sie verletzt oder krank, und somit tatsächlich hilflos sind. Jungvögel, die mit nach Hause genommen werden, haben selbst bei fachgerechter Pflege deutlich schlechtere Überlebenschancen als in der Natur.
Wer Gartenvögeln helfen möchte, ihre Jungen erfolgreich aufzuziehen, der sollte auf einen gut strukturierten, naturnahen Garten mit reichlich natürlichen Futterquellen achten. In trockenen Jahren wie diesem, stellt eine Wasserquelle ebenfalls eine große Erleichterung für die Vogeleltern dar. Hier bitte täglich das Wasser wechseln und auf die Hygiene achten. Verstecke in Stauden oder dichtes Gebüsch (gerne auch mit Stacheln und Dornen) bieten sichere Rückzugsorte vor Greifvögeln und Katzen.
Hintergrund
Eine hilfreiche Faustregel zu Jungvögeln: "Nestlinge", also Jungvögel ohne Federkleid, oder nur mit leichtem Flaum, die noch nicht aktiv auf ihren Füßen stehen können sind außerhalb des Nestes
hilflos. Sie sollten schnellstmöglich zurück ins Nest und nur, wenn das nicht möglich ist, in eine Vogelpflegestation gebracht werden.
„Ästlinge“, also flächendeckend befiederte Jungvögel, die bereits aktiv auf ihren Füßen stehen können, werden von ihren Eltern auch außerhalb des Nestes versorgt und sollten nur mitgenommen
werden, wenn sie verletzt sind.
Adressen von anerkannten Auffang- und Pflegstationen können bei den Naturschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte, den Regierungspräsidien, bei Tierärzten oder Tierschutzvereinen oder
auch den Gruppen des NABU erfragt werden. Die Betreiber*innen der Auffang- und Pflegestationen sind in der Regel ehrenamtliche Arten- bzw. Tierschützer*innen, die sich in Ihrer Freizeit um
verletzte Tiere kümmern und nur über begrenzte räumliche Kapazitäten verfügen. Ein Anspruch auf Aufnahme der Tiere besteht daher nicht.
Der Naturschutzbund Deutschland e.V. möchte Menschen dafür begeistern, sich durch gemeinschaftliches Handeln für die Natur einzusetzen. Wir wollen, dass auch kommende Generationen eine Erde vorfinden, die lebenswert ist, die über eine große Vielfalt an Lebensräumen und Arten, sowie über gute Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden und ein Höchstmaß an endlichen Ressourcen verfügt.
Wir möchten ein wenig Interesse für unseren Lebensraum wecken, in dem jede Pflanze, jedes kleine Insekt, das vielleicht gerade an unserem Gesicht vorbeigeflogen ist, so viel zu entdecken gibt, dass man es nicht einfach so hinnehmen sollte.
Der NABU legt großen Wert auf den sozialen Aspekt, die Gemeinschaft. Der gepflegte Umgang mit unseren Mitgliedern liegt uns am Herzen.
Wenn Sie sich vorstellen können für die Natur hier in Kalbach aktiv zu werden, Fragen oder Anregungen im Bereich Naturschutz haben oder mehr über den NABU erfahren möchten, schauen Sie doch einmal bei unseren Treffen vorbei. Weitere Informationen erhalten Sie beim Vorstand oder indem Sie über unser Kontaktformular mit uns in Verbindung treten.
Über von der NABU-Gruppe Kalbach geplante Aktionen und Veranstaltungen erfahren Sie auf dieser Homepage, aber auch über Veröffentlichungen in den "Kalbacher Nachrichten".
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