Braunkehlchen - Kompliment an Oberkalbach


Stark gefährdete Vogelart bezieht Quartier

Braunkehlchen - Foto: Frank Derer
Braunkehlchen - Foto: Frank Derer

Im Rahmen einer unserer Vogelstimmenwanderungen konnte eine kleine Sensation entdeckt werden. Es wurde ein Braunkehlchenpaar entdeckt, das sich in der Oberkalbacher Landschaft offensichtlich sehr wohl fühlt.

 

Das Braunkehlchen war 1987 und 2023 Vogel des Jahres und ist in unserer Region eine echte Rarität. Selbst in der Rhön ist es selten anzutreffen. Es steht seit Jahren auf der Roten Liste, weil es in der intensiv genutzten Kulturlandschaft keinen Lebensraum findet.

 

Dem Laien erscheint das Braunkehlchen vielleicht etwas unscheinbar: Unten heller (cremefarben), oben braun mit dunkleren Flecken oder Streifen. Auch nicht besonders groß: gerade mal 12-13 cm im Durchschnitt. Und noch ein ganz heller Streifen über dem Auge. Der vogelkundige Leser mag sich fragen: „Was soll die ganze Aufregung?“

 

Aber das Braunkehlchen ist ein Symbol, denn es braucht eine Landschaft, die den eingefleischten Landwirt schmerzt, den Naturfreund aber freut: sumpfige, nicht mähbare Flächen, Raine mit vielfältiger Vegetation, vorjährige Stauden als Aussichtspunkte. Alles Dinge, die in einer aufgeräumten, geordneten „Wiesenwelt“ keinen Platz haben. Zudem bevorzugt das Braunkehlchen als Bodenbrüter einen Wiesenschnitt nicht vor Juli. Zwar baut es sein Nest meist ohnehin in der Nähe von Zäunen, um seine Jungen vor dem tödlichen Mähwerk zu schützen, aber eine späte Mahd hilft ihm natürlich ungemein.

 

Der NABU Kalbach ist den Wiesenbesitzern sehr dankbar, die - aus welchen Gründen auch immer - eben nicht diese abgezirkelte, aufgeräumte und für den Betrachter so öde „Wiesenlandschaft“ schaffen. Sondern der Natur Raum lassen, damit sich selten gewordene Pflanzen und Tiere wieder ansiedeln können.

 

Dieses Braunkehlchen-Paar in der Oberkalbacher Wiesenlandschaft macht deutlich, dass die Natur zum Glück nicht wie die Menschen ist: Sie wird sich nicht rächen, sie wird nicht „zurückschlagen“ oder schmollen, wenn wir Menschen sie schlecht behandeln.

 

Sie wird tun, was sie immer getan hat: sich entwickeln, sich anpassen, sich verändern. Wenn man ihr nur ein wenig Raum gibt, wird sie einfach unendliche Vielfalt und Schönheit schaffen, im Großen wie im Kleinen.