Der Eisvogel


Vogel des Jahres 1973 und 2009

Eisvogel - Foto: Frank Derer
Eisvogel - Foto: Frank Derer

Name
Der Eisvogel (Alcedo atthis) gehört zur Familie der Eisvögel (Alcedinidae) und zur Ordnung der Rackenvögel (Coraciiformes). Die meisten der 90 Eisvogelarten brüten in den Tropen der Alten Welt.

Kennzeichen
Der bunt schillernde Eisvogel ist unverwechselbar. Er ist etwas größer als ein Sperling, wirkt gedrungen, ist auffallend kurzschwänzig und besitzt einen geraden kräftigen Schnabel. Je nach Lichteinfall wirkt die Oberseite seines Gefieders kobaltblau bis türkisfarben, wodurch er mit der Farbe des Wassers verschmilzt und perfekt getarnt ist. Die Unterseite ist orangebraun und lässt ihn auf einem Baum sitzend unauffällig erscheinen. Seine weißen Halsseitenflecke sind auch aus größerer Distanz noch leicht zu erkennen. Am ehesten wird man auf ihn aber durch seinen durchdringenden, hohen Ruf aufmerksam, den er beim schnellen und gradliniegen Flug direkt über der Wasserfläche ausstößt.

Lautäußerungen
Neben dem durchdringenden, hohen und pfeifenden Ruf, besteht sein rhythmisch variabler Gesang aus verschiedenen weiteren Rufen. Dazu zählt ein kurzes tji als Lockruf, ein schärfer und gedehnter klingendes tjii bei Erregung und ein raues khrit-rit-rit.

Nahrung
Seine Beute bezieht der Eisvogel ausschließlich aus bzw. an Gewässern. Mit seinem großen dolchartigen Schnabel erbeutet er hauptsächlich kleine Süßwasserfische, indem er kopfüber und wie ein Pfeil die Wasseroberfläche durchstößt. Außerdem frisst er Insekten, kleine Frösche und Kaulquappen. Zeitweise erweitert er sein Nahrungsspektrum auch mit Molchen, kleine Krebsen und Mollusken.

Lebensraum
Der Eisvogel brütet an langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit reichem Angebot an Kleinfischen und Sitzwarten.

Fortpflanzung
Der Eisvogel baut seine Nisthöhle an Steilufern von Gewässern. Frühestens Anfang März legt das Weibchen 6 bis 7 weiß glänzenden Eier, aus denen nach 18 bis 21 Tagen die Jungen schlüpfen. Nach Hudern durch beide Elterntiere verlassen die Jungen nach weiteren 23 bis 27 Tagen endgültig das Nest. Zwei Jahresbruten sind beim Eisvogel üblich.

Verbreitung
Das Areal des Eisvogels reicht von West-Europa nach Osten bis Sachalin und Japan, nach Süden bis Indien, Taiwan und in Inselformen bis Melanesien, sowie im Norden bis zum 60. Breitengrad. Die Unterart Alcedo atthis ispida ist ohne echte Schwerpunkte über ganz Europa verbreitet. Die mitteleuropäische Verbreitung ist lückenhaft und reicht von der Tiefebene bis in Mittelgebirgslagen.

Bestand
Der europäische Gesamtbestand wird auf etwa 120.000 Brutpaare geschätzt; davon brüten immerhin 4.500 bis 7.000 in Deutschland. In weiten Teilen Europas ist schon seit längerem ein Rückgang festzustellen, so dass der Eisvogel mittlerweile in den Roten Listen Deutschlands, der Niederlande, Luxemburgs, der Schweiz, Tschechiens und Österreichs verzeichnet ist. Bei uns befindet er sich auf der sogenannten Vorwarnliste.

Gefährdung
Strenge Winter zählen zu den natürlichen Faktoren, die bei den Eisvögeln größere Bestandsschwankungen verursachen. Der Ausbau und Kanalisierungen von Fließgewässern, zunehmender Nährstoffeintrag (Eutrophierung) und Gewässerverschmutzungen wirken sich jedoch nachhaltiger auf sein Vorkommen aus. Wasserbauliche Maßnahmen haben in der Vergangenheit bereits in großem Umfang zum Verlust von natürlichen Steilufern geführt, auf die der Eisvogel zum Anlegen seiner Brutröhre angewiesen ist. Hier hat ein Umdenken eingesetzt, doch noch immer gehen Brutplätze durch Verbauung natürlicher Ufer verloren.

Vorschläge zum Schutz
Da das Brutplatzangebot der limitierende Faktor ist, sollte die Erhaltung der verbliebenen naturnahen Fließgewässer an erster Stelle stehen. Mit gezielten Verbesserungen im Zuge von Gewässer-Renaturierungen können Brutmöglichkeiten (künstliche Steilufer) und Sitzwarten geschaffen werden. Verbesserungen der Wasserqualität und eine artenreiche Fischfauna kommen dem seltenen Vogel ebenfalls zugute. Der Einsatz von Düngemitteln und Umweltchemikalien in Gewässernähe sollte unter anderem durch Bewirtschaftungsgrenzen entlang von Fließgewässern deutlich reduziert werden.