Die Rauchschwalbe
Name
Die Rauchschwalbe (Hirundo
rustica)
gehört zur Familie der Schwalben (Hirundinidae)
- kleine schlanke Singvögel mit schmalen, spitz zulaufenden Flügeln und meist gegabeltem Schwanz.
Kennzeichen
Lange Schwanzspieße, kastanienrotes Gesicht, dunkelblaue Oberseite und dunkelbraunes Brustband auf weißlicher Unterseite kennzeichnen die Rauchschwalbe. Auf der Jagd nach Insekten ist sie äußerst
schnell (bis zu 80 km/h) und zu schnellen Richtungsänderungen fähig. Typisch für die Rauchschwalbe ist ihr offenes, napfförmiges Nest aus kalk- und tonhaltigem Erdmaterial, das sie in der Regel
in Gebäuden (Ställe, Scheunen) baut.
Lautäußerungen
Der häufigste Ruf der Rauchschwalbe ist ein einfaches bis mehrsilbiges wid-wid - bei Gefahr ruft sie zi-witt oder biwist. Einzelne Rufe vereinigen sich zu einem melodischen
Zwitschergesang.
Nahrung
Die Nahrung der Rauchschwalbe besteht ganz überwiegend aus fliegenden Insekten wie Mücken und Fliegen.
Lebensraum
Als Kulturfolger leben Rauchschwalben vor allem im ländlichen Raum, wo sie Kuhställe und Scheunen zum Bau ihrer Nester aufsuchen. Gekippte Fenster, die Einlass in das Innere der Ställe bieten,
sind eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich Rauchschwalben überhaupt ansiedeln können. Zur Nahrungssuche sind sie auf eine offene Landschaft (Felder und Wiesen) angewiesen und fehlen daher
in städtischen Zentren.
Fortpflanzung
Nach Ankunft aus ihrem afrikanischen Winterquartier baut die Rauchschwalbe ihr Nest an eine senkrechte Wand im Gebäudeinneren, oder auch auf Vorsprüngen und Balken. Es besteht aus lehmiger
Erdmasse, die mit Speichel durchsetzt und mit Grashalmen oder Haaren verstärkt wird. Rauchschwalben nisten - wie die verwandten Mehlschwalben - oft zu mehreren nebeneinander. Es gibt aber auch
viele Einzelpaare. Mitte April bis Juni legt das Weibchen 3-6 mattweiße, rost- bis hellbraun gefleckte Eier und bebrütet es 12 bis 18 Tage. Nach 20 bis 24 Tagen fliegen die Jungen aus. Etwa 60
bis 90 % der mitteleuropäischen Vögel brüten auch ein zweites Mal im Jahr.
Verbreitung
Die über ganz Europa, Nord-Afrika, Eurasien und Nord-Amerika verbreitete Rauchschwalbe ist von der Meereshöhe bis in die Mittelgebirge anzutreffen. Die Höhengrenze ihrer Verbreitung liegt meist
zwischen 800 und 1000 mNN, in den Alpen ausnahmsweise bis 1700 mNN.
Bestand
Der Rauchschwalben-Bestand in Europa wird auf 16 bis 36 Millionen Brutpaare geschätzt. In Mitteleuropa brüten davon etwa 4 bis 6 Millionen Paare, mit Schwerpunkten in Russland, Bulgarien, Polen
und Deutschland. In Deutschland und seinen Nachbarländern gehen die Zahlen seit den 70er Jahren merklich zurück. Im Osten und Süden Europas gelten sie bisher noch als stabil.
Gefährdung
Größere Bestandsfluktuationen sind bei Rauchschwalben nicht selten, da sie auch immer wieder von Witterungsbedingungen stärker beeinträchtigt werden. Dennoch zeichnet sich besonders im
landwirtschaftlich stärker entwickelten Westen Europas seit vielen Jahren ein schleichender Rückgang ab. Dieser ist in erster Linie auf zunehmenden Nistplatz- und Nahrungsverlust zurückzuführen.
Dörfliche Strukturen gehen immer mehr verloren, kleinbäuerliche Betriebe geben auf. Hinzu kommt die Versiegelung der Landschaft, bei der sich besonders das Asphaltieren von Feldwegen negativ
auswirkt, da hierdurch die für den Nestbau notwendigen Lehmpfützen fehlen. Regelmäßige Verluste durch direkte Verfolgung sind außerdem aus manchen afrikanischen Winterquartieren bekannt. In
Deutschland musste die Rauchschwalbe aufgrund dieser Entwicklung in die Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Brutvögel aufgenommen werden.
Forderungen zum Schutz
Um dem negativen Bestandstrend der Rauchschwalbe entgegenzuwirken, sollten extensive Formen der Landwirtschaft gefördert werden. Geringerer Biozid- und Düngemitteleinsatz sowie der Erhalt von
Brachflächen wirken sich positiv auf den Insektenreichtum aus - wovon Vögel wie die Rauchschwalbe unmittelbar profitieren. Darüber hinaus sollte versucht werden, die Bejagung in afrikanischen
Überwinterungsgebieten einzustellen und die dortige Bevölkerung über die Schutzwürdigkeit der Schwalben aufzuklären.